Leben ist Fülle. Mein Leben ist Fülle! Ich erfahre gerade ein Ausmaß an Fülle das mir total neu ist. Ich kann meinen Tag vollkommen frei gestalten. Aufstehen wann ich mag, essen was und wann ich mag, jederzeit aus einer Fülle an Möglichkeiten entscheiden, was ich machen möchte und so lange wach bleiben wie es mir gefällt. Zudem steht mir durch unsere Mobilität gerade die gesamte Welt offen. Alles wonach sich der kleine Robert immer gesehnt hat.

Ich liebe es! Und es gibt viele Momente in denen es mich echt überfordert. Diese Momente sind oft begleitet von skeptischen/selbstkritischen Gedanken. Gedanken wie:

„Da warten so viele gute Bücher die ich schon lange, lange lesen wollte.“
„Ich könnte endlich lernen mein Harmonium zu spielen.“
„Fuck, ich habe erst einen Blog-Eintrag geschrieben.“
„Ich hätte gerade die Zeit, endlich mal die Zirkulations-Atmung zu lernen.“

In diesen Augenblicken stelle ich fest, dass ich nie gelernt habe, meiner inneren Weisheit zu lauschen und die Führung an das Leben abzugeben. Obgleich mein Leben auch vor unserer Reise schon sehr frei war, gab es doch auch ein gesellschaftliches Korsett das einen Großteil meines Tages bestimmt hat. Viel machen, wenig lauschen.

Wenn mich diese Überforderung packt und das Leben mich fragt - „was willst du wirklich?“ - werde ich oft ganz still und mache dann tatsächlich NIX. Nix stimmt leider auch nicht so ganz. „Nix machen“ würde es mir erlauben zu lauschen. Tatsächlich lenke ich mich dann eher am Handy oder Rechner ab oder hab plötzlich total Appetit.

Dies ist erst mein zweiter Blogeintrag und auch im Ersten ging es letztlich darum, was ich durch meine Unachtsamkeit alles übersehe.

Ich habe so einen Verdacht, was gerade dran ist... ich übe mich im Lauschen...

11.06.21, Rosignano Solvay, Toskana